von Sebastian Häusler | 27. März 2020 | Content Marketing
Am 10. Und 11.03. drehte sich im Hotel Müggelsee, direkt am gleichnamigen Berliner See gelegen, alles um das Thema Content Marketing. Obwohl vom gerade aufflammenden COVID-19 überschattet, versammelten sich auf der Contentixx 2020 um die 300 Personen, um sich über neueste Entwicklungen, Trends und Insights aus dem Content Marketing auszutauschen und interessanten Vorträgen zu lauschen.
Die Contentixx läuft wie ein sehr professionelles Barcamp ab, in sechs Räumen werden über den Tag verteilt jeweils 5 Sessions abgehalten. Pausen zwischen den Vorträgen bieten genügend Zeit um miteinander zu reden, Fragen zu stellen und mit anderen Content-Experten zu networken.
Ich durfte als CAP-Gesandter dem Event beiwohnen und möchte hier meine Eindrücke und Erkenntnisse der Konferenz schildern.
Den Anfang machte Fionn Kientzler von suxeedo mit seinem Vortrag über „Content Psychology entlang der User Journey“. Basierend auf dem Video von Justin De Graaf auf thinkitwithgoogle, stellt er die 6 User Needs am Beispiel eines Online-Weinhandels vor.
Kientzler erläutert, dass die primären Needs „help me“ und „educate me“ sind, und diese am besten über Top-of-the-Funnel-Content während der Awareness- und Consideration-Phasen adressiert werden können. In diesen Phasen entsteht erfahrungsgemäß das größte Suchvolumen.
Strukturiert man in diesen ToF-Content weitere Need-Trigger mit ein, kann man so den Besucher effizient durch den Funnel bis zur Conversion führen. Diese zusätzlichen Trigger sind „thrill me“, „impress me“, „reassure me” und “surprise me”. Sie können eingesetzt werden, um eine emotionale Reaktion beim Besucher auszulösen.
Am Beispiel des Online-Weinhandels wird über anfrageorientierten und informativen Content (Need: Educate me) der Besucher auf die Seite gebracht. Dort wird ihm ein Whitepaper mit dem Titel "In 20 Minuten zum Sommelier" angeboten. Das zahlt auf den Trigger „Impress me“ ein, denn es verspricht dem Besucher den Mehrwert, jetzt im Freundeskreis mit dem neuerworbenen Weinwissen trumpfen zu können. Im Gegenzug für diesen Ego-Streichler trägt sich der Weinliebhaber in den Newsletter ein.
Diese psychologischen Tricks hören sich vielleicht banal an, doch wir als Konsumenten und Menschen reagieren darauf. Ein Zitat und eine Bewertung eines Top-Sommeliers zu einem bestimmten Wein drückt den Knopf für den Trigger „Reassure me“, und wir fühlen uns in der Wahl für diesen Wein bestätigt und sind somit sicherer in der Kaufentscheidung.
Diese Prinzipien lassen sich genauso in Werbe-Gallery-Posts auf Instagram oder anderen Kanälen anwenden. Während auf Sozialen Medien reguläre Werbe-Postings langweilig erscheinen, lässt sich über prägnantes Storytelling unter Einbeziehen dieser Trigger ein Kontext schafften, der Betrachter anspricht und überzeugt. Eine normaler Werbepost für Wein á la: kauf diesen Wein ist langweilig. Besser ist eine Galerie mit:
1. Der Top Sommelier empfiehlt (Trigger: Reassure me)
2. Diesen Wein (Produktplatzierung)
3. Perfekt zu dunklem Fleisch und reifem Käse (Kontext schaffen).
Werden (nicht nur werbliche) Inhalte so aufgebaut und ein Kontext geboten, kann eine Referenzierung zur eigenen Situation geschaffen werden. Das überzeugt und regt zum Kaufen an.
Marcel Schrepel, Gründer der SEO-Agentur Trust In Time in Berlin gab Antworten zur Frage: „Wie erfahre ich mehr über meine Zielgruppe?“ im Hinblick auf Website-Inhalte, aber auch Schaltung und Ausspielung von Werbung im Internet.
Personas sind eine gute Möglichkeit, Informationen zur Zielgruppe zu bündeln und verständlich zu transportieren. Aus eigener Erfahrung wird jedoch im B2B-Sektor schnell zu generisch vorgegangen und die Zielgruppe „Entscheider“ definiert. Das stimmt natürlich, aber nicht selten ist diese Persona eine Gruppe von Menschen, bestehend z.B. aus Geschäftsfürung, Sales und IT. Diese beraten untereinander und fällen gemeinsam eine Entscheidung.
Die unterschiedlichen Personen in dieser Gruppe haben eben auch unterschiedliche Motivationen:
Geschäftsführung: BWL / ROI
Abteilungsleiter: Effektivität
User: Verbesserung des Workflows
Einkauf: Kostenreduktion
Influencer: Innovation
Gatekeeper: Relevanz
Es macht Sinn, diese verschiedenen Personen mit differenziertem Targeting, aber auch mit unterschiedlichen Inhalten und Argumentationsketten, passend zu ihrer Motivation, anzusprechen.
Nadine Kadic von clicks digital lieferte spannende Einblicke in die Etablierung von Content-Kooperationen.
Am Beispiel der Seite stadtrundfahrt.de zeigte sie am Beispiel von Dresden, wie über Content-Kooperationen interessante neue Inhalte geschaffen werden. Kurzinterviews mit Inhabern oder Verantwortlichen für touristisch interessante Punkte, wie der Altmarkt-Galerie oder der Festung Königstein machen Appetit, diese Orte zu besuchen. Darüber hinaus sind solche Inhalte authentisch, schaffen Vertrauen und bringen zusätzlichen Mehrwert durch weitere Insidertipps für Dresden. Tolle Sache, und auch in Sachen Linkbuilding profitieren alle Beteiligten davon. Und die Leserschaft kann mit diesen relevanten Inhalten als Grundlage einen wunderbaren Städtetrip planen.
Der Müggelsee bietet wirklich eine tolle Location für dieses Event - zwar nicht Downtown - sondern ziemlich weit draussen im Naherholungsgebiet Müggelsee im Berliner Osten.
Ich habe selten so eine entspannte Marketing-Veranstaltung erlebt. Viele tolle Vorträge, gute Gespräche und einfach eine gute Zeit – menschlich als auch fachlich.
Außerdem tut es gut, sich ab und an eine kleine Auszeit aus dem Tagesgeschäft zu nehmen, um sich sowohl mit neuem Input zu füttern als sich auch zu vergewissern, dass man auf dem richtigen Weg ist. (Trigger: Reassure me).
Frisch gestärkt mit neuen Insights möchte ich jetzt richtig Gas geben, und das Content Marketing für unsere Kunden noch mehr voranzutreiben. Ich kann die Contentixx nur empfehlen und habe vor, auf jeden Fall wiederzukommen!